Chiana lässt los in Kerala. Kein Telefon, kein Internet, kein Verkehr; das Hausboot gleitet im Schneckentempo tagelang durch Indische Gewässer.
Der Herbst ist nah, der Sommer kriecht lautlos in die Wurzeln der Bäume, die Blätter fallen und erinnern uns an ein Ende und einen Anfang. Jeder Tag, jeder Augenblick, jeder Atemzug, jeder Gedanke enthält ein Ende und einen Neubeginn.
Deshalb sind Übergänge wichtig – wir können diese auf der Yogamatte so schön üben. Bewusst von einer Asana in die nächste fliessen oder bewusst tiefer in eine Körperhaltung gehen. Zu wissen, zu vertrauen, zu erkennen, daß wenn wir loslassen ein neuer Anfang, etwas jenseits unserer Vorstellungskraft, etwas, das uns wachsen lässt, auf der anderen Seite wartet.
“Der Moment des Loslassens ist nicht, wenn das Leben vorbei ist, sondern wenn das Leben beginnt. “ Marianne Williamson
Wir alle gehen durch Zeiten der Angst: die Angst vor Ablehnung, Ausgeschlossensein, Angst davor, eine Liebe zu verlieren; es kann so einfach sein wie die Angst einen Brief zu öffnen oder so komplex wie die Angst vor dem Meer, vor Hunden oder Flugangst.
Wenn wir gegen die Strömung im Meer ankämpfen, haben wir wenig Chance, uns selbst zu retten. Wenn wir jedoch loslassen und uns auf den Wellen treiben lassen, oder uns imaginär ans Ufer setzen und dem Fluss eine Weile zuschauen, ändert sich alles.
In diesem Moment ist es möglich, deinen Verstand zu zähmen und dir selbst zu sagen: lass los, akzeptiere, gib dich hin. Sobald dieser Akt der Disziplin stattfindet, kommt Fluss ins Leben, vieles fügt sich dann wie von selbst.
Es ist also ein Spiel an der Grenze zwischen Kontrolle und Loslassen. Das ist die magische Zutat – Balance zwischen Yin und Yang, dem Aktiven und dem Passiven. Deshalb ist Yin Yoga in den letzten Jahrzehnten so populär geworden, um dem Yang-Teil des Lebens entgegenzuwirken und sich von der Hitze des Alltages abzukühlen.
Ein Buddhistischer Mönch sagte einmal: Wenn du eine Teetasse für eine Minute hältst, ist sie leicht, aber wenn du sie zehn Minuten lang halten möchtest, wird sie schwer. Halte sie einfach nur für eine Weile, setze sie dann ab und nimm sie dann wieder auf. Auf diese Weise wird die Last niemals zu schwer.
Hier habe ich 8 Schritte zusammengefasst, die Raum schaffen können in unserem Leben:
1) Beobachte deine Gedanken – Loslassen beginnt hier. Überprüfe Deine Gedanken, erinnere dich daran, was du wirklich möchtest oder checke einfach ob du noch auf deinem Kurs bist oder davon abgekommen? Setze deine Absichten, anstatt die Vergangenheit, Schuld, Angst oder Trauer den Verstand kontrollieren zu lassen. Erinnere dich daran, dass deine Gedanken Emotionen erzeugen und sie nur durch dich durchgehen – sie sind nicht das, was du in deiner Essenz bist.
2) Bleibe präsent – Die Gegenwart ist alles, was es gibt; die Vergangenheit und die Zukunft sind Illusion. Wenn Situationen & Menschen außer Kontrolle geraten, halt inne, fühle die Erde unter den Füßen, atme ein paar Mal tief durch, das bringt dich sofort wieder in den Moment.
3) Praktiziere Dankbarkeit – Präsent sein öffnet die Tür zur Dankbarkeit. Freude an dem haben, was du hast, anstatt über den Zaun blicken und dir Sorgen machen über das, was du nicht hast, ist ein Tor zum Loslassen. Wie Viktor Frankl so schön sagte: “Konzentriere dich aufs Gelungene!” Eine tägliche Dankbarkeitsliste unterstützt dich dabei.
4) Teile Dich mit und agiere! – Drücke deine Gedanken und Emotionen auf gesunde Weise aus, indem du mit jemandem redest, dem du vertraust, in dein Tagebuch schreibst, ein Instrument spielst, ein Lied singst, tanzt, die Matte ausrollst oder einen Retreat buchst. Ansonsten wird dein Herz überlastet und das macht Platz für Depressionen und Burn-out.
5) Akzeptanz – Akzeptiere eine Person oder Situation so, wie sie ist, ohne ständig auf eine Erklärung zu warten oder dir zu wünschen, dass alles anders wäre, das ist der Weg zu innerer Gelassenheit.
6) Vergebung – In erster Linie, vergib dir selbst. Humor, dir selbst einen Brief schreiben, zu dir selbst gut sein – sind kleine Beispiele für einen grossen Akt der Vergebung. Um wirklich loszulassen und weitermachen zu können, dürfen wir manchmal Menschen vergeben, denen es nicht einmal leid tut. Es braucht viel Kraft, Mut und Demut, doch du tust es für dich. An Groll festzuhalten macht krank und anfällig für Sucht und Gram.
7) Hingabe – Wir sind Teil eines großen Ganzen. Wenn wir die Weite des Universums erkennen, geben wir uns dem Fluss hin. Wie Esther Hicks (Das Gesetz der Anziehung) sagt: “Du bist entweder im Vortex oder ausserhalb!” Es gibt hier wirklich nur diese zwei Wege. Wenn wir uns im Fluss des Lebens bewegen, passiert alles zu unserem Besten.
8) Raum schaffen – Wenn wir gesunde Grenzen ziehen, signalisieren wir, dass wir uns selbst lieben, gut genug sind und erkennen unser wahres Selbst, das immer vollkommen in Frieden ist. Loslassen wird leicht. Statt Begrenztheit entsteht plötzlich Raum für neue Anfänge, für endlose Möglichkeiten.
“Etwas Erstaunliches passiert, wenn wir uns ergeben und einfach lieben.
Wir schmelzen in eine andere Welt, ein Reich der Macht, das bereits in uns ist.
Die Welt verändert sich, wenn wir uns verändern. Die Welt wird weicher, wenn wir weich werden. Die Welt liebt uns, wenn wir uns dafür entscheiden, die Welt zu lieben.“ Marianne Williamson
von Beate