Die spirituelle Praxis von Yoga ist ein Weg der Selbsterkenntnis. Jeder der sich auf diesen Weg begibt wird irgendwann an den Punkt kommen, wo er mit der Notwendigkeit des Ehrlichseins – mit sich selber und mit anderen darüber wer er wirklich ist – konfrontiert wird. Das bedeutet, dass es gilt sehr früh in unserer Yoga Praxis die Qualität der Wahrhaftigkeit, Satya zu entwickeln. Da Satya einer der fünf Aspekte des ersten Gliedes des Ashtanga Yoga –der Achtgliedrige Pfad – ist, welcher schlussendlich zu kompletter Freiheit führt, könnte man sagen, dass Wahrhaftigkeit unausweichlich ist, wenn man Freiheit und das Gefühl des Eins sein, des Yogas, erleben möchte.
Nun bedeutet Satya, Wahrhaftigkeit in Worten, Gedanken und Taten, nicht einfach nur anderen Menschen keine Lügen zu erzählen und Dinge für wahr zu verkaufen, wenn wir wissen, dass sie nicht stimmen. Obwohl dies sicherlich ein Teil von Ehrlichkeit ist, geht es bei Satya nicht nur darum, jemand nicht zu sagen du hättest einen Termin, nur, weil du ihn nicht sehen willst, oder einen Partner nicht zu betrügen, oder keine kleine, “weißen” Lügen zu erzählen um besser dazu stehen oder andere nicht zu verletzten. Wirkliches Satya geht viel tiefer und braucht Mut und Gründlichkeit.
Um wirklich wahrhaftig sein zu können, müssen wir zuerst all unsere mentalen und emotionalen Konditionierungen loslassen. Wir haben alle ein Bild, dass wir der äußeren Welt, unseren Freunden, Familie, in unserer Arbeit, ja sogar in unserer Yogapraxis und auch speziell uns selber, präsentieren. Das ist diese Person, die wir unbedingt sein wollen, oder die wir denken sein zu müssen um gemocht zu werden, Anerkennung zu finden, und erfolgreich zu sein. Um dieses Bild, welches eigentlich unser Ego ist, aufrecht zu erhalten, mögen wir vielleicht viel Geld in Dinge die wir nicht wirklich brauchen und Zeit in Aktivitäten die nicht authentisch sind für uns, investieren. Wir neigen vielleicht dazu nur Bilder von den aufregendsten Ereignissen und glamourösten Teilen unseres Lebens zu machen und lassen gekonnt die Teile aus, die eine Seite von uns zeigen würden, von der wir glauben sie sollte nicht da sein. Satya bedeutet alle diese Dinge loszulassen, unsere Wahrheit kennen zu lernen und beginnen nach dieser Wahrheit in allen Bereichen unseres Lebens zu leben und zu handeln,
Das verlangt Mut, den der Grund wieso wir diese Bilder von uns selber erschaffen und darin investieren ist schlichtweg Angst: Die Angst abgelehnt zu werden, wenn wir uns nicht so verhalten wie wir glauben, dass von uns verlangt wird, die Angst nicht dazu zu gehören, wenn wir eine Meinung haben die anders ist als die von den Menschen um uns herum, und schließlich die Angst vor der inneren Leere die aufkommen könnte, wenn wir aufhören all jene Dinge zu tun, die diese zu füllen versuchen. Daher brauchen wir alle eine große Portion Mut um von diesen Ängsten los zu lassen und zu beginnen ehrlich, wahrhaftig und authentisch zu sein. Darum praktizieren wir Yoga, darum finden wir eine Gemeinschaft, ein Kula: um zusammen zu sein und zu lernen wie man mit anderen wahrhaftig sein kann, wie man sein wahres Ich zeigen kann und anfangen kann zu vertrauen, dass man nicht abgelehnt oder lächerlich gemacht wird, wenn man dies tut.
Noch wichtiger, aber, wird die Erfahrung sein, die wir machen, wenn wir ehrlich mit uns selber sein können, welche uns ermutigen wird, den Weg der Wahrheit weiter zu gehen und das Ego los zu lassen. Durch Ehrlichkeit und Authentizität stellt sich eine mentale Klarheit und innerer Frieden ein, den wir nicht leichtfertig für kurzweilige Vergnügungen des Egos, das anscheinende Zustimmung von anderen und äußere Bestätigung bringt, tauschen würden. Wenn wir beginnen können mit uns selber zufrieden zu sein, so wie wir sind, und in unserer eigenen Wahrheit stehen können, lassen wir alle Abhängigkeiten an äußere Umstände komplett los. So hören wir auf zu leiden und anstatt vom Leben zu nehmen was wir glauben zu brauchen und zu wollen, werden wir mehr interessiert daran seien, was wir geben können. So kommt es, dass “die Wahrheit uns befreit”.
Lass dein authentisches Selbst scheinen und mögest du eine Inspiration für andere sein, das selbe zu tuen.
Namaste!
von Carina Hilmar