Neues willkommen heißen – Wer ist Ganesha?
Kaum eine Gottheit aus der hinduistischen Mythologie passt wohl besser um uns ins neue Jahr zu begleiten als Ganesha. Der halb Mensch, halb Tier Gott mit dem dicken Bauch und Elefantenkopf steht für Neuanfänge und Wohlstand, ist bekannt als der, der Hindernisse aus dem Weg räumt und wird vor jedem neuen Projekt gepriesen. Hindus geben Ganesha zu Tagesbeginn “offerings” und bitten ihn neue Unterfangen, Hochzeiten, die Geburt eines Kindes, und sogar alltägliche Dinge wie den Kauf eines neuen Autos, zu segnen. Man sieht die Ganesha Statue oft im Eingang von Gebäuden, Tempeln oder Yoga Studios.
Obwohl Ganesha als derjenige gilt, der Hindernisse beseitigt, ist er auch der, der einem Hindernisse präsentiert. So sind wir manchmal fast gezwungen zum Erreichen unserer Ziele einen neuen Weg zu finden, der vielleicht eher für uns vorgesehen ist, als den, den wir für uns geplant hätten. Oder aber, wir machen so wertvolle Erfahrungen in der Überwindung der uns präsentierten Hindernissen und erleben so persönliches Wachstum. Erfolgt bedeutet nicht, alles auf dem Silbertablett präsentiert zu bekommen oder genau das zu bekommen, was wir uns in den Kopf gesetzt haben. Erfolg kann auch einfach sein, dass wir durch schwierige Zeiten Kraft und Mut entwicklen und innere Resourcen entdecken, die uns erlauben die Schwierigkeiten zu meistern. So also gibt es immer etwas an dem wir wachsen und von dem wir lernen können. Ganz gleich ob Ganesha Hindernisse präsentiert oder sie uns nimmt. In diesem Sinne steht Ganesha also nicht nur für den, der Hindernisse entfernt, sondern auch als der, der uns hilft eine neue Perspektive zu finden und uns unsere innere Stärke und Weisheit zeigt.
In dem er Neuanfänge und das Errichten von einer starken Basis symbolisiert, steht er auf für das Wurzel, oder Muladhara Chakra. Auf der energetischen Ebene repräsentiert das Wurzel Chakra unser Fundament für unser Leben, das Gefühl geerdet zu sein und “mit beiden Beinen” im Leben zu stehen. Solltest du dich also einmal nach mehr Erdung fühlen oder etwas mehr Stärke brauchen, kann es helfen sanft das Mantra “Om Gang Ganapataye Namaha” zu singen. Es steht “Hokus-Pokus” hinter chanting; jedes Mantra vibriert schlicht auf einer spezifischen Frequenz welche mit den Qualitäten, die wir damit aufrufen wollen korrespondiere. Auch die damit verbundenen Chakren sprechen auf diese Vibrationen an.
In unserer Asana Praxis können wir die Ganesha Qualitäten von Kraft, Mut, Wohlstand und einem starken Fundament auf dem wir unsere Vorhaben bilden können, zum Beispiel durch Standpositionen kultivieren. Kaum eine Gruppe von Asanas ist besser dafür geeignet ein Gefühl der Erdung zu erzeugen, als in diesen Posen wo unsere Füße fest im Boden verankert sein müssen. In diese Posen lernen wir die Energie über unsere Füße nach oben zu richten, beginnend über unsere Zehen und Fußgewölbe um Balance und Kraft in den Postionen zu spüren.
Zusätzlich zu Standpositionen eignen sich auch “hüft-öffnende” Positionen, welche das Wurzel Chakra stimulieren und uns so erlauben die Qualitäten die mit diesem Bereich und Ganesha verbunden sind, zu entdecken.
In der indischen Mythologie gibt es viele Geschichten über Ganesha, zum Beispiel wie er seinen Elefantenkopf bekommen hat, oder wieso er nur einen Stoßzahn hat, und woher sein Name, der wortwörtlich Gott (Isha) aller Lebewesen (Gana) bedeutet. Man sagt, dass viele verschiedene Götter in einem Wettstreit antraten um der Herrscher aller Lebewesen zu werden. Derjenige, der am schnellsten den gesamten Kosmos umrunden sollte, würden diesen Titel erhalten. Als sich die Götter also dran und drauf machten um dieses Rennen zu gewinnen, ging Ganesha in aller Ruhe einmal um seine Mutter Parvati, und seinen Vater Shiva, aus welchen alles Exestierende entspringt. Da der gesamte Kosmos in der Vereinigung von Parvati und Shiva repräsentiert wird, gewann Ganesha den Wettlauf und anstatt zu beweisen der Schnellste zu sein, bewies er der Klügste zu sein und verdiente sich seinen Titel.
Wenn wir in dieses neue Jahr mit vielen Intentionen, Wünschen und Träumen schreiten, dann erinnert und diese Anekdote daran, dass bevor wir loslegen, das zu erreichen, was wir uns in den Kopf gesetzt haben, wir einen Moment innehalten können und uns darauf zu besinnen, was wir schon haben – was schon in uns ist – das uns helfen kann, dort hin zu kommen, wo wir hin möchten. Vielleicht sehen wir so, dass genau wie der ganze Kosmos schon in Parvati und Shiva enthalten ist, das, was wir uns wünschen, schon in uns ist und wir nur einen Weg finden brauchen, dies zu materialisieren.
Möge dir dieses Jahr viel Liebe, Kraft, Freude und Fülle bringen.
Namaste!
von Carina Hilmar