„Wir sind das, was wir wiederholt tun. Exzellenz ist daher keine Handlung, sondern eine Gewohnheit.“
– Aristoteles
Unsere Gedanken, Gefühle und Handlungen prägen unsere Persönlichkeit – und damit unser ganzes Leben. Doch was tun, wenn wir merken, dass uns eine bestimmte Gewohnheit nicht mehr guttut? Genau hier begegnen sich moderne Neurowissenschaft und die uralte Weisheit des Yoga – und
zeigen uns, wie Veränderung gelingen kann.
Wissenschaft vereint mit Yoga
Aus Sicht der Neurowissenschaft bedeutet Verhaltensänderung, neue Nervenbahnen zu schaffen. Unser Gehirn funktioniert dabei wie ein Waldpfad: Je öfter wir einen Weg gehen, desto deutlicher tritt er sich ein. So verhält es sich auch mit Gedanken und Handlungen. Das Prinzip der Neuroplastizität beschreibt die Fähigkeit unseres Gehirns, neue Verbindungen zu knüpfen und sich dadurch neu auszurichten. Das bedeutet: Wir können unser Gehirn bewusst „umprogrammieren“. Um es ganz einfach zu sagen: Wenn wir uns auf Gesundheit konzentrieren durch unsere Gedanken und Gefühle, verstärken wir die Nervenbahnen der Gesundheit. Wir können unseren Geist dazu benützen unser Gehirn zu ändern und somit unsere Gesundheit, Zufriedenheit und Lebensqualität steigern. Yoga beschreibt diese tief verankerten Muster als Samskaras. Durch Achtsamkeit, Disziplin und Mitgefühl können wir diese alten Spuren sanft umwandeln und neue, förderliche Muster etablieren.
1. Bewusstwerden Svādhyāya (Selbststudium)
- Identifiziere eine Gewohnheit, die Du gerne ändern möchtest (Tipp: nur eine)
- Beobachte die Auslöser: Wann, wo, mit wem, aus welchem Gefühl heraus tritt sie auf? Wo im Körper spüre ich es?
- Schreibe im Yoga-Journal oder Deinem Schreibheft ohne Bewertung auf: Zeitpunkt, Ort, Situation, Gefühl.
- Frage Dich: Welche Belohnung/Dopamin gibt mir diese Gewohnheit? (z. B. Ablenkung, Sicherheit, Zugehörigkeit, Gedankenflucht)
2. Ziele setzen Sankalpa Intention
- Formuliere eine positive Absicht statt eines Verbots.
- Statt: „Ich will nicht mehr …“
- besser „Ich entscheide mich bewusst für …“
- Schreibe Deine Sankalpa auf in der Gegenwart, positiv, realistisch, messbar & einfach und wiederhole/lese sie täglich morgens, abends oder in der Meditation.
- Wichtig: Deine Intention soll mit einem guten Gefühl verbunden sein. Spüre es
3. Neue Gewohnheiten Samskaras knüpfen
- Ungesunde Muster werden leichter verändert, wenn wir sie durch neue Handlungen ersetzen und zwar zuerst durch Mini Ziele
- Beispiele nebenan und hier::
- Statt Nägelkauen → dreimal tief atmen, 1 Glas Wasser
- Statt gleich aufs Handy schauen → Yoga-Journal öffnen oder Matte ausrollen.
- Nutze den Körper durch Bewegung (Asana) oder Atemübungen (Pranayama), um alte Muster zu unterbrechen
- Kreiere eine neue Gewohnheit, die gut in Deine Routine passt
4. Wiederholen & kleine Erfolge feiern– Tapas (Disziplin)
- Wiederholung – tägliche Praxis erweckt Magie
- Gewohnheiten entstehen durch Konsistenz
- Lieber täglich 2 Minuten üben als einmal pro Woche 30 Minuten.
- Feiere jeden kleinen Schritt bewusst – das stärkt Dein Selbstbild und Deine Motivation.
5. Visualisieren & Meditieren – Dhyana
- Visualisierung wirkt fast so stark wie echte Erfahrung: Das Gehirn aktiviert dieselben Bahnen.
- Übe täglich 5–15 Minuten, Dich mit Freude in Deiner gewünschten Gewohnheit zu sehen und das auch zu spüren (5 Sinne)
- Verbinde dies gerne mit einer Meditation: tägliche Mediation reduziert Stress und öffnet den Weg für neue Muster – sie ist die höchste Form mentalen Trainings.
6. Dabei bleiben Abhyāsa (beständig)
- Veränderung braucht Zeit
- Sei geduldig und sanft mit Dir selbst – Karuna (Mitgefühl)
- Suche Unterstützung in der Gemeinschaft (Satsang) und teile Deine Intention.
- Gemeinsam üben stärkt Motivation und Disziplin.
- Schreib in Dein Yoga Journal oder Heft
7. Rückfälle annehmen – Ahimsa (Gewaltlosigkeit)
- Rückschläge bedeuten kein Scheitern – sie sind Teil des Prozesses – Fortschritt statt Perfektion. Praktiziere Vairagya Nicht-Anhaften
- Entscheidend ist: immer wieder neu wählen.
- Sei gut zu Dir selbst – Ahimsa – und erkenne: Jeder Schritt zurück ist auch eine Erinnerung an Dein „Warum“. Was ist der Langzeit Effekt vom Nägelbeißen oder keine Sport?
8. Routine Sādhana (tägliche Praxis) & Reflexion
- Je öfter Du die neue Gewohnheit ausführst, desto schneller wird sie zur Routine.
- Konkretisiere und schreibe Deine neue Gewohnheit in mehr Detail auf: sie ist nun Teil Deiner täglichen Rituale, die Dich tragen und stärken
- Die 21/90-Regel: 21 Tage bis zur Gewöhnung, 90 Tage bis zur Automatisierung.
- Morgen- und Abendrituale helfen besonders, neue Muster zu verankern.
- Reflektiere regelmäßig und schreibe es auf als Teil Deiner
Praxis:
* Wie habe ich geschlafen?
* Wie fühle ich mich morgens,
abends?
* Bin ich weniger gestresst?
* Möchte ich etwas anpassen?
Veränderung ist möglich – ob wir sie wissenschaftlich oder yogisch betrachten. Alles beginnt mit Bewusstsein und einer klaren Intention. Kleine Schritte, Wiederholung und Mitgefühl mit uns selbst führen uns zu neuen, gesünderen Gewohnheiten mit uns selbst, anderen und der Umwelt. So entsteht ein Leben voller innerer Freiheit, Zufriedenheit und Stabilität in uns und um uns.